Beeren und Goblins
Eine weitere Handvoll Körner fiel prasselnd zwischen die Hühner. Wenn sich Meva bei den Tagen nicht verzählt hatte, würden auch bald wieder Küken hier umher laufen. Er griff nochmal in den Sack mit Körnern und streute eine Spirale in den Sand, dann ging er ins Haus um den Ofen zu schüren. Mutter würde heute Brot backen, wenn sie aus dem Wald kam. Wie so oft folgte Tuli, eine der ältesten Hennen, ihm hinein und flatterte auf ihren Lieblingsplatz auf dem Tisch.
Mutter kam auch schon bald mit zwei Körben voller Pilze aus dem Wald. Sie lächelte zufrieden.
„Du musst heute früh schlafen gehen, wir stehen morgen ganz früh auf um im Wald Beeren zu sammeln. Dann gehen wir nach Rönd zum Markt, um sie zu verkaufen. Es wird ein langer Tag werden.“
Meva liebte es, früh im Wald zu sein, deshalb ging er auch ohne zu murren schlafen, nachdem er seiner Mutter noch geholfen hatte, die Pilze zum Trocknen auszulegen.
Die Sonne blinzelte gerade über den Horizont, als Meva und seine Mutter den Wald erreichten. Es roch nach Tau und raschelte und knackte im Unterholz, und schon bald begannen die ersten Vögel zu singen. Er folgte seiner Mutter zu einer Lichtung, die er bereits kannte. Hier standen Sträucher deren Zweige schwer waren mit süßen Beeren.
„Es ist ein gutes Jahr für Beeren.“ erklärte Mutter, „Der ganze Wald ist voll.“ Sie späte ins Zwielicht. „Und es ist genug da für uns und die Bärin mit ihren Kindern.“ Tatsächlich war auf der anderen Seite der Lichtung eine Schwarzbärin mit Jungen aus dem Wald gekommen.
„Komm Meva, wir wollen die Bären nicht stören, wir pflücken hier auf unserer Seite die Büsche ab und dann gehen wir zu einer anderen Stelle.“
Es dauerte nicht lange, da waren die Körbe gefüllt und sie machten sich auf zum Markt. Der erste Teil des Weges führte sie durchs Unterholz bis zu einem Pfad, der sie zur Straße bringen würde, die ihr Dorf mit Rönd verbannt. Sie hatten die Straße noch nicht erreicht, als sie galoppierende Pferde hörten. Die Reiter waren aber schon weg, als Mutter und er die Straße erreichten. Von hier aus war es noch etwa eine Meile bis Rönd. Dieser Teil des Weges war immer der schwierigste, weil Meva es langweilig fand, seinen Korb einfach nur zu tragen statt zu füllen. „Mein Korb ist zu schwer.“ beklagte er sich.
„Wir sind bald auf dem Markt.“ antwortete Mutter und lächelte ihn fröhlich an. „Komm, lass uns den Rest des Weges singen, dann ist der Korb auch nicht so schwer.“
Meva lachte und begann das Lied vom Specht und Eichelhäher zu singen, in das Mutter einstimmte. Bald wurde der Wald lichter und sie sahen die Äcker die Rönd umgaben und das Dorf selbst. Viele Häuser brannten, Reiter mit Fackeln ritten umher, aber der Wind trug Lärm und Rauch vom Wald weg.
„Mutter was…“
„Still Meva!“ zischte Mutter und zog ihn zurück in den Wald. „Wir müssen zurück. Lass uns die Körbe verstecken, damit wir schneller sind.“
„Warum lassen wir sie nicht einfach hier?“ fragte Meva angstvoll.
„Wenn die Reiter die Körbe finden, wissen sie, dass wir hier waren, und dann suchen sie uns.“
Sie gingen durchs Dickicht zurück zum Dorf, außer Sicht der Straße, überquerten mehrere Bäche und machten Umwege. Gegen Mittag hörten sie, wie nicht allzu weit weg von ihnen etwas durchs Unterholz brach. Mutter legte warnend die Finger an die Lippen und bedeute Meva, sich hinter einem umgestürzten Stamm zu verstecken, während sie Ausschau hielt, was den Lärm machte.
„Nuri! Komm hierher.“ rief Mutter nach einigen Augenblicken. „Nuri!“
Meva spähte hinter dem Stamm hervor. Tatsächlich kam Nuri, ein Mädchen aus dem Dorf, auf sie zu gerannt.
Sie schlang ihre Arme um Mutter und schluchzte: „Oh Jerna… Das Dorf… Alles brennt… Vater ist tot… Mutter…“
„Schhhhhh!“ machte Mutter und drückte Nuri fest an sich. „Schhhhhhh. Wir warten bis zur Nacht, dann sehen wir, ob wir Deine Mutter im Dorf finden können.“
„Nein…“ Nuri begann wieder zu schluchzen und zitterte am ganzen Körper. „Die Männer, sie haben…“
Mutter schloss die Augen zu und richtete ihr Gesicht gen Himmel. Meva sah, wie sich ihre Lippen wortlos bewegten. Er verstand nicht. Was war geschehen?
Es dauerte einige Zeit, bis Nuri aufhörte zu schluchzen und zu zittern, dann setzte Mutter sie auf den Stamm.
„Meva, hab ein Auge auf Nuri, während ich uns hier ein Versteck baue.“
Mutter verschwand zwischen den Bäumen, aber Meva konnte sie immer noch hören, wie sie Zweige brach, um damit einen Unterstand zu bauen, wie sie es schon einmal gemacht hatte, als sie im Wald von einem Wolkenbruch überrascht worden waren.
Meva setzte sich neben Nuri. Sie schien ihn nicht wahr zu nehmen. Nuri war fast so groß wie Mutter, ein zerzauster Zopf hing zwischen ihren Schultern herunter.
Bis zum Abend saßen sie in ihrem Versteck. Mutter hielt Nuri und sang leise zu ihr. Bei Anbruch der Nacht schien sie langsam wieder lebendiger zu werden, und Mutter bat Meva, in der Nähe Beeren für alle zu sammeln. Diese aßen sie mit ein wenig Brot, das Mutter am Abend zuvor noch gebacken und als Wegzehrung mitgenommen hatte, dann machten sie sich im Mondlicht auf zum Dorf. Am Waldrand hielten sie an. Mutter versprach, bald zurück zu sein und ging allein weiter. Das Dorf lag still da. Der Wind trug den Geruch von Asche und verkohltem Holz zu ihnen.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Mutter zurückkam. Sie hatte einen Buckelkorb auf geschnallt.
„Es ist niemand mehr da.“ sagte sie schlicht.
„Was ist mit Tuli?“ wollte Meva wissen.
„Die Hühner können auf sich aufpassen, wir können sie nicht mitnehmen.“
„Wo sind alle?“ flüsterte Nuri, es klang, als kannte sie die Antwort.
„Ich weiß es nicht.“ antwortete Mutter, mehr zu Meva als zu Nuri. „Vielleicht auf dem Weg nach Terk, die Stadt hat eine Mauer, da können sie sich in Sicherheit bringen. Es ist ein weiter Weg bis Terk. Wir müssen zurück zu unserem Versteck. Morgen machen wir uns auch auf nach Terk. Kommt jetzt.“
Eine drückende Stille lag über ihnen, als sie durch den Wald zurück zu ihrem Versteck schlichen. Meva hatte seine Mutter noch nie so gesehen. Sie war immer fröhlich gewesen, jetzt war sie blass und ernst.
„Mutter, was war im Dorf?“ Sie begann zu weinen.
„Sie hatten Hexer dabei.“ Die Kälte in Nuris Stimme erschreckte Meva und Mutter nickte nur, während sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischte.
„Wenn, Du alt genug bist, kann ich Dir erzählen, was ich im Dorf gesehen habe, ich werde es nicht vergessen.“
Er, Mutter und Nuri verbrachten die Nacht in dem kleinen Versteck aus Zweigen. Mutter hatte eine Decke aus dem Dorf mitgenommen in die sie ihn und Nuri einwickelte. Das letzte, was Meva merkte, bevor er einschlief, war, dass Nuri neben ihm aus der Decke kroch.
Meva erwachte noch vor Sonnenaufgang. Einen Moment lang wusste er nicht, wo er war, dann begann er zu weinen. Mutter kroch zu ihm und nahm ihn in den Arm. „Schhhhh, Meva, alles wird gut.“
„Wir… werden nie mehr nach Hause gehen…“
„Schhhhhh… Wenn alles vorbei ist, gehen wir zurück.“
„Wann ist alles vorbei?“
„Schlaf noch ein wenig, mein Schatz.“
Aber Meva konnte nicht mehr schlafen. Er war nicht mehr müde und er war auch nicht hungrig. Lustlos aß er eine Hand voll Beeren und Trank ein paar Schluck Wasser aus der Kürbisflasche, dann machten sie sich auf den Weg nach Terk.
„Wir werden so lange im Wald bleiben, wie wir können.“ erklärte Mutter Nuri und ihm, während sie einem Pfad der ungefähr nach Süden verlief, folgten. „Hier haben wir Beeren, Nüsse und Pilze. Wir trinken an jedem Bach und füllen die Flasche, und wir müssen leise sein. Sobald wir etwas Großes im Unterholz hören, müssen wir uns verstecken.“
Nuri und Meva nickten nur.
„Alles ist friedlich…“ murmelte Nuri.
Der Morgen wurde zum Mittag. Mevas Beine waren schwer und ihm taten die Füße weh, aber er ging trotzdem weiter.
Es war schon spät am Nachmittag, als ein nahes Knacken sie zusammenzucken und innehalten lies. Alle drei lauschten, Meva umklammerte Mutters Hand. Plötzlich zerbrach ein Weinen, fast unnatürlich laut und schrill, die Stille.
„Versteckt euch!“ befahl Mutter, Nuri und Meva krochen ins Unterholz, während sie nachsah, wer da weinte. Das Weinen wurde lauter, fast panisch, dann verstummte es.
Meva hörte Mutter leise singen, dann kam sie zurück, sie trug etwas bei sich. Es war etwa so groß wie ein Strohpüppchen und bewegte sich. Mutter hielt ihm ein paar Beeren hin.
„Mutter, was hast Du da?“
„Ein kleiner Goblin, vielleicht ein oder zwei Monate alt. Ein Glück, dass der Kleine schon Zähne hat, dann können wir ihm zumindest Beeren geben.“
„Jerna, Du willst das doch nicht mitnehmen. Ein Goblin? Die stehlen Kinder!“ Nuri war entsetzt.
„Dieser hier bestimmt nicht.“
„Aber es ist ein Goblin.“
„Es ist ein Kind ohne Eltern, Nuri. Wir haben noch uns, der kleine Goblin hat niemand mehr.“
Meva trat näher heran. Irgendwie sah der kleine Goblin auch nicht anders aus als die jüngste Tochter von Horge und Jele. Nur brauner und etwas schrumpeliger.
Es knackte wieder im Unterholz und ein einzelner Goblin, nur wenig größer als Meva, brach aus dem Gebüsch. Er sprang schreiend vor Mutter auf und ab und fuchtelte mit einem kurzen Messer herum. Mit dem was dann geschah, hatte niemand gerechnet, am wenigsten der Goblin.
Nuri machte einen schnellen Schritt hinter ihn, legte ihm die Arme um, so dass seine Arme fest an seine Brust gedrückt wurden und hob ihn hoch. Der Goblin wurde schlaff und lies das Messer fallen, dann begann er zu heulen.
„Meva, nimm das Messer. Nuri, setz ihn runter.“ befahl Mutter.
Sobald der Goblin auf dem Boden war, hielt sie ihm das Goblinkind hin. Er nahm und drückte es an sich, dabei sah er Mutter an. Sie beugte sich herab und hielt ihm eines der letzten Stücke Brot hin, das sie noch hatte.
„Hier nimm. Verstehst Du mich?“
Der Goblin nickte.
„Wenn Du bei uns bleibst, bist Du und Dein Kind sicherer. Wir essen keinen von euch.“
Der Goblin dachte einen Moment nach, dann streckte er seine Hand zu Mutter hoch.
Mutter nahm sie und zu ihrer Überraschung zog der Goblin sie in Richtung des Busches, aus dem er gekommen war. Auf der anderen Seite saß ein weiterer Goblin. Dieser hatte einen knorrigen Ast umklammert und Lumpen um einen Knöchel gewickelt. Mutter nahm ihn vorsichtig hoch.
„Wir suchen uns einen Lagerplatz, und ich schaue mir an, was mit deinem Fuß ist.“
In dieser Nacht aßen sie ein kärgliches Mahl aus Beeren, Nüssen, dem Rest ihres Brotes und einigen Pilzen. Die Goblins saßen dicht gedrängt und angstvoll auf einer Seite, die Menschen auf der anderen des kleinen, versteckten Lagerplatzes.
Mutter hatte sich den Knöchel angesehen und einen neuen Verband aus einem Streifen der Decke gemacht, den sie mit einem Messer, das sie im Korb trug, abgetrennt hatte. Vorher hatte sie noch etwas Moos auf die Verletzung gelegt.
Mutter sah zu den Goblins.
„Wir gehen nach Terk, gibt es Goblins in Terk?“
„Nicht nach Terk.“ krächzte der unverletzte Goblin, er schaukelte sein Kind im Schoß.
„Terk nicht gut. Schwarzkreischer kommen von Terk.“
„Schwarzkreischer?“
„Kommt Dunkelheit, macht tot, alles tot. Wie giftiger Wind.“
„Menschen die hexen können?“
„Alt, groß, böse.“
„Woher weißt Du das?“
„Goblin von Terk kommt, sagt alle Goblins gehen weg, Schwarzkreischer kommt. Sagt uns, verstecken.“
„Wo kommt ihr her?“
Der Goblin grinste. „Euer Dorf. Pferdehaus.“
Da musste Nuri lachen. „Und die alte Gorte hat geschworen, es spukt in der Scheune.“
„Hat der Goblin aus Terk gesagt, wo ihr besser hin geht?“
„Wo Sonne hoch ist und viel Wasser, viele Höhlen.“
„Ans Meer, hmm, das ist auch ein weiter Weg. Die Straße dorthin ist dieselbe wie die nach Terk. Wir kommen nah an Terk heran, aber dann müssen wir vorher in die Hügel. Bis zu den Hügeln können wir im Wald bleiben.“
Mutter runzelte die Stirn.
„Warum wurdet ihr Goblins gewarnt aber kein Bote kam zu uns…“ fragte sie mehr zu sich als zu den Goblins.
„Goblin versteckt sich überall. Mensch reitet. Schwarzkreischer sieht, tötet Mensch.“
Das machte natürlich Sinn. Goblins waren überall verfolgt wo es Menschen gab und Meister darin, sich zu verstecken. Boten, besonders kaiserliche, waren dagegen leicht zu erkennen.
Aber wer oder was war der Schwarzkreischer?
„Kommt ihr mit uns zum Meer oder wollt ihr allein gehen?“
Die Goblins sahen einander an. „Kannst Du Goblin tragen? Wir fangen Tiere für essen. Handel gut?“
Mutter streckte dem Goblin ihre Hand hin. „Handel gut.“
Die nächsten Tage waren mühselig. Der Goblin, Nuri und Mutter wechselten sich ab, den anderen Goblin zu tragen. Mutter und der gesunde Goblin trugen abwechselnd das Goblinkind.
Meva war überrascht, dass sich die Goblins an den Handel hielten. Der unverletzte ging in der Abenddämmerung tiefer in den Wald und kam tatsächlich mit einem Kaninchen und einigen anderen erlegten Tieren zurück, die weder er noch Nuri essen wollten. Mutter schien es dagegen wenig zu stören, auch eine Kröte über dem kleinen Feuer zu braten, das diesmal der andere Goblin in einer kleinen Grube entfacht hatte. Zwei Tage lang hatten sie so genug zu essen, sie kamen einigermaßen voran und dem verletzten Goblin ging es auch wieder besser.
Einmal wurden sie vom Regen überrascht und mussten notdürftig Schutz unter einer alten Eiche suchen. Alle waren hungrig und froren unter dem Blätterdach, obwohl sie dicht gedrängt saßen. Erst in den frühen Morgenstunden hörte der Regen auf und der eine Goblin schaffte es wieder mit wenig Holz ein Feuer in einem kleinen Loch machen, an dem sich alle wärmten.
Hungrig und müde gingen sie weiter, langsamer als am Tag zuvor. Mutter versicherte ihnen, dass die Hügel jetzt nicht mehr weit seien und sie auf dem Weg zum Meer nun schon den größten Teil geschafft hätten.
Die Goblins taten sich auf dem Weg an den Schnecken gütlich, die überall über den Pfad krochen. Einer bot Meva eine besonders dicke an, aber er schüttelte nur angeekelt den Kopf. Drei weitere Tage und Nächte verbrachten sie im Wald, dann erreichten sie die Reichsstraße. Es war niemand darauf unterwegs, obwohl Terk nicht weit sein konnte.
Der Wald erstreckte sich noch einige Zeit die Straße entlang, und so blieben sie am Waldrand, in Sicht der Straße, aber bedacht darauf, sich schnell verstecken zu können.
Die Straße führte über eine flache Kuppe, da hier die Chamurebene ins Hügelland überging. Auf der anderen Seite der Kuppe bot sich einen Anblick des Grauens. Zerstörte Wagen, Kadaver von Pferden, Rindern und Schafen. Alle toten Tiere vertrocknet und mit verdrehten Gliedern.
„Schaut nicht hin, Kinder.“ befahl Mutter, als sie selbst aus dem Wald auf die Straße trat, um mehr sehen zu können. Doch weder Meva noch Nuri konnten weg sehen und folgten ihr. „Wie bei uns zuhause.“ flüsterte Nuri. „Wie bei uns…“
„Nur Tiere.“ krächzte ein Goblin. Meva wusste bis jetzt nicht, ob sie überhaupt Namen hatten. Es war der Goblin, der verletzt gewesen war.
„Was?“ fragte Mutter.
„Es liegen keine Menschen da unten.“ Nuris Stimme war wieder so kalt wie in der Nacht, als sie zum Dorf zurück geschlichen waren.
„Doch Mutter, da schau!“ rief Meva aus. Alle duckten sich und Mutter legte ihm eine Hand auf den Mund, aber die einsame Gestalt, die sich einen Weg durch den zerstörten Wagenzug bahnte, schien nichts gehört zu haben.
„Zurück zum Waldrand!“ zischte Mutter.
Sie warteten einige Zeit angespannt, bis die Gestalt über die Kuppe kam. Es war ein Mann, er sah aus wie ein reisender Händler oder Pilgerwanderer. Als er auf ihrer Höhe war, blieb er stehen und ging auf die von ihnen weg zeigende Seite der Straße. Er nahm seinen Rucksack ab, ebenso wie seinen Umhang. Dann drehte er sich ihnen zu, zog ein kurzes Schwert und legte es in einer umständlichen Geste weg. Er überquerte die Straße.
„Hallo ihr da, seid ihr aus dem Wagenzug auf der anderen Seite? Könnt ihr mir sagen, was da passiert ist?“ sein Akzent wies ihn als Fremden aus.
Sie schauten sich überrascht und ängstlich an.
„Ich schwöre bei meinen Vorfahren, dass ich euch nichts Böses will.“
„Woher weißt Du, dass wir hier sind?“ rief Mutter vom Waldrand.
Der Mann tippte mit seinem Stab auf den Rand der Straße.
„Spuren in der feuchten Erde und frisch umgetrampeltes Gras. Keine Zauberei.“
Mutter erhob sich. „Wer bist Du?“
„Kore Lekonan. Ich bin Reisender im Namen der Schule von Eshar.“
„Die Schule von Eshar?“
Er grübelte einen Moment. „Seit ihr aus dem Wagenzug?“
Mutter schüttelte den Kopf.
„Aber ihr habt den Wagenzug auf der anderen Seite gesehen?“
Mutter nickte.
„Da war dunkle Magie am Werk. Ich bin hier, um herauszufinden, was vor sich geht.“
„Woher weiß ich, dass Du nicht lügst?“
„Weil Du mich noch fragen kannst. Tut mir leid, aber das ist die Wahrheit. Die Leute, die das angerichtet haben wählen immer die grausamsten Mittel. Wäre ich einer von denen, dann wärt ihr jetzt schon tot oder schlimmeres. Aber wenn ihr nicht im Wagenzug wart, wo kommt ihr her? Ihr seid die einzigen Menschen, die ich seit Tagen gesehen habe.“ Er rümpfte die Nase. „Und warum riechst Du nach Goblin?“
Mutter erzählte ihm ihre Geschichte, er nickte immer wieder. Dann zog er ein Ding aus einer Tasche seines Umhangs, das aussah wie ein sehr kurzes, dickes Brett, das sich aber öffnen lies. Meva starrte es ungläubig an.
„Das ist ein Buch, Junge.“ erklärte Kore. „Ich schreibe darin auf, was Deine Mutter mir erzählt hat.“
„Bei uns im Dorf kann keiner schreiben.“ sagte Mutter. „Meva hat noch nie ein Buch gesehen.“
„Ich schon.“ Nuris Stimme war voller Stolz. „Ich war mit Vater in Terk, da hat einer öffentlichen Schreibunterricht gehalten.“
„Kannst Du schreiben, Nuri?“
„Nein, Meister…“
„Kore genügt.“
„Nein Kore, ich habe da nur einmal zugehört.“
„Und wo sind die Goblins? Nicht, dass ich Goblins besonders schätze, aber in Zeiten wie diesen kann man jeden Freund brauchen, den man kriegen kann.“
Einer der Goblins gab einen kurzen Laut, der irgendwo aus dem Gebüsch kam.
Mutter drehte sich um. „Ich bin froh, dass ihr noch da seid!“
„Wo ist diese Schule, von der Du kommst, Du bist Lehrer? “
„Nein Nuri, ich bin kein reisender Lehrer. Meine Schule liegt im Osten, jenseits der Roten Klippen. Ich komme von der anderen Seite des Meeres und war vier Monate unterwegs, bis ich hier ankam.“
„Wird schon so lange gekämpft?“ fragte Mutter. „Unsere Gegend ist so abgelegen, zu uns verirrt sich nie jemand. Als mein Vater ein Kind war, haben sich drei Familien um die Krone gestritten. Es muss ein schlimmer Krieg gewesen sein, aber Vater und meine Großeltern erfuhren davon erst, als ein Soldat kam, um sich bei uns zur Ruhe zu setzen. Der war dann lange unser Schmied.“
„Ja, diese Gegend ist sehr abgelegen, und deshalb hat es auch so lange gedauert, bis die Plünderer und Schlepper und auch ich hier her kamen. Sie wollen nichts erobern, sie brauchen Menschen und Angehörige andere sprechende Völker. Gekämpft wird seit fast zwei Jahren. Eine Horde scheinbar ohne feste Ziele außer Leute zu verschleppen kämpft gegen alle anderen.“
„Warum?“
„Kennt ihr die Legenden vom Dunklen Vater?“
Alle nickten.
„Der dunkle Vater hat Dinge geschaffen, die tief in der Erde schlafen. Ich fürchte, ein Wahnsinniger hat eines gefunden und will jetzt Opfer, um es zu wecken.“
„Aber wenn die nur darauf aus sind, Leute zu verschleppen, dann sind wir nirgendwo sicher.“
„Doch, es gibt einen Ort, an dem wir sicher sind, und ich bin eigentlich auf dem Weg dahin. Ich bin nur hier weil ich einen Umweg um die Stadt gemacht habe, die gerade über dem Horizont liegt und dann diesen Wagenzug gefunden habe.“
„Die Stadt heißt Terk, wir wollten da zuerst hin, jetzt gehen wir zum Meer. Warum hast Du einen Umweg gemacht?“ Nuri stellte die Frage, als wüsste sie bereits die Antwort, Kore merkte das auch.
„Du kennst die Antwort bereits.“
Sie nickte nur.
„Nuri, Du hast ein Talent, das Dir noch viel nutzen kann, aber jetzt müssen wir gehen. Weisst Du wohin?“
Nuri überlegte einen Moment.
„Du willst auch nach Süden zum Meer, es kommen Schiffe.“
Meva schaute ungläubig.
„Du bist sehr gut.“ Kore lächelte wie ein stolzer Vater. „Jetzt lasst uns gehen.“
Sie gingen einige Zeit auf der Straße, dann folgten sie einem Pfad in die Hügel. Die meiste Zeit gingen sie schweigend, auf Geräusche achtend und machten erst am Abend rast in einem Wäldchen. Kore hatte noch Proviant dabei, den er mit den anderen teilte.
Ein Goblin wollte wieder Feuer machen, aber Kore riet davon ab, da Rauch Späher der Horde anlocken konnte.
„Kore?“
„Ja, Meva.“
„Warum kommen Schiffe, warum weiß Nuri das und warum wissen die Schiffe, dass sie nach Süden kommen sollen? Sind das Schiffe von da wo Du her bist?“
„Was habe ich hier nur für einen Schatz gefunden. Also, die Schiffe kommen, weil andere wie ich und ich sie gerufen haben, nachdem wir herausgefunden haben, was hier vor sich geht. Nuri hat ein Talent das ähnlich ist wie meines. Die Schiffe wissen, wohin sie kommen sollen, weil ich und andere es ihnen gesagt haben und ja, die sind von da, wo ich herkomme.“
„Kore…“ Nuri klang nervös.
„Nuri?“
„Ich habe ein schlechtes Gefühl, irgendetwas kommt.“
„Schnell, wir müssen uns verstecken.“
„Dort!“ flüsterte einer der Goblins. „Dort gut.“ und kroch durchs Gebüsch. Tatsächlich ging es auf der anderen Seite recht tief hinunter. Alle kletterten hinab und krochen unten ins Dickicht. Angespannt lauschten sie, bis sie Knurren und Stimmen hörten. Ein Tier atmete röchelnd ein, dann war es wieder still. Meva sah Nuri an, sie schüttelte den Kopf.
Mit einem gellenden Schrei sprangen auf einmal mehrere Plünderer hinunter zu ihnen und stachen mit Schwertern und Speeren in das Dickicht, in dem sie sich versteckten. Mutter schrie schmerzerfüllt auf, ein Goblin sprang einem der Plünderer ins Gesicht und biss zu. Kore rollte sich weg und zog Nuri mit sich. Dann wurde es plötzlich sehr dunkel und Meva konnte nur Schreie hören, während er in der Dunkelheit versuchte, Mutter zu finden.
Die Dunkelheit wich so schnell wie sie gekommen war und Abenddämmerung kehrte zurück. Einer der Plünderer lag zusammengekauert vor dem Dickicht, beide Hände über dem Gesicht, zwei weitere lagen leblos keine zwei Schritte weiter.
„Was war…“ stotterte Nuri.
„Ich habe getan, was ich konnte.“ erklärte Kore. „Jetzt kommt, was notwendig ist.“
Er drehte sich zu einem der Goblins. „Kannst Du hoch schleichen und sehen, ob noch Reittiere oben sind?“
Der Goblin nickte und kletterte den Abhang hoch.
„Nuri, Meva, ich möchte, dass ihr jetzt die Augen zu macht und euch weg dreht.“
„Warum…“
„Tut es einfach!“
Meva hatte Kore kaum den Rücken zugedreht, als er ein Gurgeln vernahm, gefolgt von einem hustenden Einatmen Mutters.
Meva schaute. Mutter war unverletzt, aber blass. Ihre Tunika war am Bauch zerschnitten und dunkel verfärbt. Sie war so blass, dass man es selbst im schwindenden Abendlich sehen konnte. Der Plünderer, dem einer der Goblins das Gesicht zerbissen hatte, war jetzt tot.
„Toter großer Wolf, keine Gefahr.“ zischte der Goblin von oben.
„Deren Kriegshund ist tot?“ Kore war verwirrt, half aber Mutter auf. „Lasst uns gehen, schnell, wir haben nicht viel Zeit. Nuri, hilf mir Jerna zu stützen.“
Gerade, als Nuri und Kore es fast geschafft hatten, Mutter den Abhang hinauf zu bringen, wurde der oben am Rand stehende Goblin von hinten weggezogen. Er stieß einen kurzen Schrei aus, dann war nichts mehr zu hören.
„Verdammt!“ Kore zog sein Kurzschwert. Seine linke Hand leuchtet fahl bläulich. Mutter fiel vorwärts, Nuri war zu überrascht, um sie aufzufangen.
Oben zeichneten sich zwei schattenhafte Gestalten ab, beide bewaffnet. Eine hielt den Goblin.
„Wer seid ihr da unten? Habt ihr Pilger auf dem Weg nach Ask gesehen?“ fragte die andere.
„Was? Wo ist Ask?“ fragte Meva, er begann vor Angst und Verwirrung zu weinen.
„In Ask finden sie nur Schafe und keine Lehrmeister.“ antwortete Kore.
„Ich bin Ule er ist Hesht. Wir sind Späher der Roten Wölfe, wer bist Du und wer sind deine Begleiter?“
„Ich bin Kore Lekonan von Eshar, die anderen sind die einzigen überlebenden sprechender Völker denen ich seit Tagen begegnet bin. Wir sind überfallen worden. Seine Mutter… “ Kore deutete auf Meva, „Ich musste ein Leben tauschen. Mann zu Frau.“
„Ich verstehe.“ sagte Ule und kam herunter, während Hesht den Goblin los lies und oben blieb.
„Kore, wer?“
„Das sind Späher die mit den Schiffen aus meiner Heimat gekommen sind. Freunde.“
Ule half Mutter auf. „Wir haben ganz in der Nähe ein Versteck gewirkt. Wir werden tun, was wir können.“
Wenig später saßen alle in der seltsamsten Höhle, die Meva je gesehen hatte. Sie war halbrund und hell, obwohl nirgendwo eine Flamme, Kerze oder Lampe zu sehen war. Auch war er nicht hineingegangen sondern plötzlich einfach darin gestanden.
Mutter lag an einer Seite auf einer Decke und Hesht und Kore sahen nach ihr. Sie schien zu schlafen.
Ule hatte Meva, Nuri und den Goblins etwas zu essen gegeben. Kleine runde Früchte die süß schmeckten und von denen eine reichte, um ihn satt zu machen. Dann fragte er, was geschehen war, und warum sie alle entkommen waren.
Nuri begann zu weinen. „Ich hatte schon seit Tagen ein schlechtes Gefühl.“ sie schluchzte und einer der Goblins kletterte auf ihren Schoß und drückte sie.
„Als ich Vater sagte, wir müssten uns im Wald verstecken, weil etwas Schlimmes passieren würde, hat er mich ausgelacht. Mutter hat gesagt, ich wolle nur weg weil mir Rodo, ein Junge aus unserem Dorf, schöne Augen machte. Sie sagte, das sei in meinem Alter ganz normal. An dem einen Morgen habe ich mich vor Angst mit Vaters Axt bei den Hühnern versteckt. Dann habe ich die Reiter gehört. Dann hat Mutter geschrien. Ich bin raus gerannt. Einer hat Vater getötet und überall… Der Hexer…“ sie schrie jetzt fast.
„Er hat mich nicht gesehen, ich habe die Axt genommen… Zweimal, dreimal… Bin in den Wald gerannt. Keiner hat auf mich gehört… Kore und Jerna haben auf mich gehört, aber Jerna ist fast tot, nicht wahr? Warum kann ich das, warum sehe ich das, wenn es niemandem hilft?“
„Jerna ist nicht tot, Nuri.“ sagte Kore sanft. „Es geht ihr nur nicht gut und wir werden ihr helfen, sobald wir unsere anderen Freunde erreicht haben. Sie wird nicht sterben.“
„Sie wird nicht sterben? Warum habe ich dann dieses beklemmende Gefühl von einem Schatten, der sich über mein Leben und das von Meva legen wird, der kommt aus der gleichen Richtung, aus der die kamen, die uns gerade überfallen haben? Die haben den Tod gebracht und der wird in drei Tagen hier sein.“
Kore, Hesht und Ule wechselnden Blicke. Dann ging Ule zu Nuri, kniete sich vor sie und nahm ihre Hände. Er drückte beide gegen seine Stirn.
„Nuri, Du hast gerade mehr Angehörige der sprechenden Völker gerettet, als Du denken kannst.“
Nuri schwieg und die Goblins und Meva schauten ungläubig.
Ule stand auf, ging zu einem der beiden Rucksäcke, die hier lagen und holte eine Holzschachtel heraus. In ihr befand sich eine Libelle aus Metall. Er nahm sie auf die Hand und sie begann sich zu bewegen, dann schritt er durch die Wand der Höhle, nur um einen Augenblick später wieder herein zu kommen.
„Nuri, Meva, Jerna wird nicht sterben, aber es wird ihr so lange nicht gut gehen, bis wir ihr besser helfen können. Macht euch keine Sorgen. Der Schatten, den Du siehst Nuri, das ist ein Schrecken der alten Zeit, der jetzt nach Süden wandert, auf der Suche nach mehr Opfern.“
„Schwarzkreischer kommt!“ riefen die Goblins.
„Ja, alle Schwarzkreischer.“ bestätigte Ule. Wir müssen so weit und so schnell wie möglich nach Süden, unserem Heer entgegen. Sie werden bald wissen, dass sie hierher müssen. Schlaft jetzt, wir brechen schon bald auf.“
Zwei Tage lang marschierten sie weiter durch die Hügel nach Süden. Hesht hatte in der Nacht noch eine Trage für Mutter gebaut. Er, Ule und Kore trugen sie jeweils wechselnd zwischen sich, während die Goblins so gut es eben ging jagten. Ein weiteres Mal trafen sie auf Plünderer der Horde. Auch diesmal warnte sie Nuri, und so lagen sie im Hinterhalt, als drei berittene Krieger kamen. Alles war innerhalb weniger Augenblicke vorbei und sie zogen weiter.
Am Abend des zweiten Tages kam die metallene Libelle zurück. Ule nahm sie ans Ohr, dann befahl er, vom Weg ab den nächsten Hügel zu erklimmen und dort erneut ein Versteck zu wirken. Er, Kore und Hesht arbeiteten zusammen und ließen auch Nuri teilnehmen, damit ihre Magie ebenfalls einfließen konnte.
Das neue Versteck war anders. Es war etwas kleiner, Meva hatte aber das Gefühl es sei irgendwie fester und tiefer als das andere. Auch hatte dieses ein Fenster, von dem aus man die Ebene, die zum Meer führte, und einen Teil der Hügel sehen konnte.
Am nächsten Morgen lag eine fast fühlbare Spannung in der Luft. Nuri war sehr nervös, das Goblinkind war still, aber Mutter war wach und lächelte Meva müde zu. Er nahm ihre Hand und drückte sie.
„Dort!“ Hesht zeigte auf die im Fenster sichtbare Ebene. „Es hat begonnen.“
Auf der Ebene bildeten fast unzählige schwarz und rot gekleidete Krieger Linien, die sich langsam auf die Hügel zubewegten, während die Horde aus den Hügeln auf die Ebene strömte. Zuerst kamen Reiter auf riesigen gehörnten Bestien, dann die ersten Fußsoldaten und dann erschien der Ursprung der Dunkelheit, von der Nuri angstvoll erzählt hatte.
Es war ein riesiges, schuppiges Ding, das selbst die gehörnten Bestien wie Käfer aussehen ließ. Es war falsch, es passte nicht hier her und die Welt schien irgendwie aufzuhören, kurz bevor sie das Ding erreichte. Die schwarzen Krieger fielen zurück und bildeten aus ihren Linien Vierecke, jedes mit einem Banner in der Mitte. Dann flammten die Banner auf. Ein Schwarm fliegender Kreaturen, halb silbern wie der Mond und halb golden wie die Sonne erschien über dem geschuppten Albtraum und umhüllte ihn mit Feuer. Die Kriegsbestienreiter hatten von all dem wenig bemerkt und galoppierten auf ihren Monstern immer noch vorwärts, auf die Formationen der schwarzen Krieger zu, die sie mit Salven von Geschossen begrüßten.
Dann brachen wie auf ein Zeichen hin die Formationen auf und die Krieger stürzten sich auf die verbliebenen Gefolgsleute der Albtraumkreatur.
„Es ist vorbei.“ bemerkte Hesht als würde er über das Wetter reden.
„Vorbei?“ Nuri sah ihn ungläubig an. „Da unten wird noch gekämpft.“
„Ja, aber der Dunkelschrecken wurde vernichtet, selbst wenn wir von diesem Schlachtfeld vertrieben werden, von dem Verlust wird sich diese Horde nicht erholen und wir kämpfen, bis der letzte von ihnen geflohen oder getötet ist.“
Tatsächlich war die Schlacht bald zu Ende. Die Horde schien führungs- und orientierungslos. Noch am gleichen Tag erreichten Reiter der Armee aus dem Süden ihr Versteck, nachdem Ule die Libelle erneut ausgesendet hatte. Die Reiter brachten auch Hilfe für Mutter. Zusammen mit Ule, Hesht und Kore machten Meva, Mutter, Nuri und die Goblins auf den Weg hinunter in die Ebene. Erst jetzt verrieten sie den Menschen ihre Namen, Krchir und Nrret, das Kind hieß Ys’ch.
Bald erreichten sie ein erstes Lager des Heeres am Fuß der Hügel über dem ein Banner mit einem roten Wolfskopf wehte. Die Kommandantin umarmte Ule und Hesht und gab Meva, Mutter, Nuri und den Goblins je einen Dolch, als Zeichen, dass sie zusammen mit den Roten Wölfen gekämpft hatten.
An diesem Abend saßen Menschen wie Goblins zusammen an einem der Feuer im Lager.
„Was wird jetzt aus uns, Jerna?“
„Ich weiß es nicht, Nuri, vielleicht können wir eines Tages zurück.“
„Das ist vielleicht keine Weise Entscheidung“ wandte Kore ein. „Die anderen Späher haben auch nur wenige Überlebende gefunden. Der ganze Landstrich wurde entvölkert, um…“
Er schwieg, aber alle wussten, wozu man die Bewohner benutzt hatte.
„Es sind nur noch versprengte Teile der Horde hier, und das auch nicht mehr lange. Die Küstenstädte stehen alle noch, da könnt ihr hin, oder ihr kommt mit mir nach Eshar, Nuri sollte dort auch unterrichtet werden“
Mutter starrte ins Feuer. „Wir werden sehen, Kore, wir werden sehen…“